Donnerstag, 15. März 2012

Rennen. Weit weg

Du sagst, du willst lieben und geliebt werden und irgendwann eine Familie. Ich bin mir nicht sicher, ob du bemerkt hast, dass dieser Wunsch genau das Gegenteil von dem ist, was du mir vor 5 Monaten sagtest.

Auch wenn du innerlich gerade verzweifelst an dir und deiner Angst, du bist näher an dir als zuvor. Ich sehe deinen Schmerz. Ich kann ihn fühlen. Vor lauter Verzweiflung rennst du. Und rennst und rennst und rennst. Arbeit. Sport. Alkohol. Schokolade. Mechanischer Sex. Und wenn gar nichts mehr hilft, dann prügelst du so lange mit dem Kopf auf alles ein, bis du nichts mehr spürst. Dann bist du wieder zu Eis geworden, dem man nichts mehr anhaben kann. Eis fühlt nichts. Es lebt aber auch nicht.

Ich wünsche dir mit aller Lebendigkeit, die ich habe, dass du aufwachst. Dass du vertraust und dich traust. Dass du keine Angst mehr hast, einzugestehen, wie sehr dir Nähe und Geborgenheit fehlen. Wie sehr du dieses Eingeständnis gleichzeitig fürchtest, denn du bist schon oft tief und tiefer gefallen. Damals. Sie war so trügerisch, so unbeständig und nie wirklich echt. Die Nähe. Damals.

Es ist eine der schwierigsten Momente in unserem Alter, wieder zu vertrauen. Denn die Enttäuschung und der Schmerz von damals sind keine reelle Gefahr mehr, nur unsere Erinnerung und die Angst vor ihr halten sie noch lebendig.

Es ist eine Entscheidung, die du ganz bewusst treffen musst. Für das Leben. Für Liebe. Was auch immer dich innerlich zerfetzt, es wird nachlassen wenn du es frei lässt. So absonderlich das klingen mag. Und vor allem, so sehr du es auch versuchst zu vermeiden, es wird dich immer einholen.

Es tut mir so weh, zu sehen, wie es in dir tobt und wie verzweifelt dein Erwachsener das Kind in dir nichtig redet und alles niederschlägt, was sich an Gefühlen regt. Er ist von Angst zerfressen und geht nicht gut mit seiner Seele um.

Manchmal würde ich dich einfach nur gerne still
in den Arm nehmen. Dich festhalten, weil du denkst, du verlierst den Boden unter den Füßen. Aber du schlägst auch mich weg. Wieder und wieder. Und ich stehe nur da und sehe dich. Ich war einmal dort, wo du jetzt bist. Ich habe den Weg da raus gefunden. Aber du weißt, dass das nicht von alleine passiert. Es erfordert Mut.

Fortuna favet fortibus.

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desperatehouseman - 17. März, 00:26

Irgendwie schäme ich mich ja, dass ich so simple lateinische Sprichwörter nachschlagen muss...

Ich wünsche dir die Gelduld auf ihn zu warten bis er ankommt.

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32, weiblich, charmant, hübsch, frech, albern, eigenwillig, gesellig, widersprüchlich, interessiert, lieb, lustig, anspruchsvoll, offen, humorvoll, meistens lachend, wählerisch, unternehmungslustig, dickköpfig, feinfühlig, verspielt

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